BRU-Magazin 68

Thema: "Wahrnehmen und deuten - Ästhetische Kompetenz"

Magazin für den Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen

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4068
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EDITORIAL

"Liebe Leserinnen und Leser,

wollen wir die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen? Dann möchten wir sie sehen, hören, riechen, schmecken und ertasten. Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut erlauben uns eine Fülle an Sinneseindrücken, die uns helfen, hinter die Dinge zu kommen. Die Welt wahrzunehmen erlaubt uns eine Vielzahl an Sinneshandlungen: Wir bemerken, entdecken, erblicken, beobach­ten, erspähen etwas oder jemanden; wir werden aufmerksam auf etwas, bekommen etwas zu Gesicht oder kommen jemandem auf die Spur. Hier zeigt sich die überragende Bedeutung unse­rer visuellen Wahrnehmung, die Dominanz des Sehsinnes in unserer Kultur, die auch unsere Schülerinnen und Schüler in ihrer medial geprägten Alltagswelt erfahren.

Doch unsere Sprache kennt noch weitere Bedeutungen des Verbs wahrnehmen: Wir beachten jemanden, wenn wir ihn wahrnehmen, wir nehmen ihn zur Kenntnis; wir nutzen einen Vorteil, indem wir ihn wahr­nehmen; wir nehmen Interessen wahr, unsere Pflicht oder unsere Verantwortung.

Der übertragene Sprachgebrauch macht deutlich, wie nah die Wahrnehmung an der Deutung liegt. Über das Beschreiben gelangen wir vom Wahrnehmen zum Deuten. Wir geben unserer Sinneserfahrung einen Sinn. Etwas deutet auf etwas anderes hin – deuten verbindet Phänomene miteinander. Wollen wir die Welt erkennen? Dann müssen wir die Phänomene deuten, sie charakterisieren, untersuchen und einschätzen. Wir deuten einen Traum, ein Orakel oder ein Gedicht, legen ein Werk aus und erläutern seine Bedeutung, erklären uns und anderen die Welt und ihren Sinn.

Auch unsere Schülerinnen und Schüler erkunden und deuten die Welt. Die Lehr- und Bildungspläne sprechen in diesem Kontext zum Beispiel von Wahrnehmungs- und Deutungs­fähigkeit oder von Anforderungssituationen wie Hermeneutik, Ästhetik und Weltdeutung, von Wahrnehmungs- und Deutungskompetenz. Es geht dabei auch um Orientierung und Identitäts­findung, um Handlungsmöglichkeiten und die Reflektion der eigenen Welt-Anschauung sowie die der Anderen. Die Frage, wie, warum und wozu wir wahrnehmen und woher eigentlich die Wahrnehmungs- und Deutungsmuster stammen, gehört genauso in diesen Horizont wie der Aspekt der Wahrheit und die Beziehung zwischen wahrnehmen und berührt werden bzw. berührt sein.

Im Alltag fehlt es häufig an Gelegenheit und Zeit, die komplexen Prozes­se von Wahrnehmung, Beschreibung und KKDeutung bewusst zu betrachten. In der Redaktionsrunde haben wir gespürt, wie viel kreative Energie freigesetzt wird, wenn wir innehalten und uns ein bewusstes entschleunigtes Wahrnehmen erlauben und zumuten. Dieses Heft möchte Sie dazu einladen.

Im Namen der BRU-Redaktion wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen, Probieren und Erfahren.
Antonella Zaccheddu Hargarten"

Mehr Informationen
Autor/ Herausgeber Hrsg.: Hans-Henning Averbeckl u. a. / Trägerschaft: Gesellschaft für Religionspädagogik e. V. Villigst
Erscheinungsjahr 2017
Format DIN A4
Umfang 48 Seiten
Schlagwort(e) Religionsunterricht, Berufsbildende Schulen, Berufsschulen, Wahrnehmung, Deutung, Ästhetik
Leseprobe